Auf dem Weg in den Süden von Kroatien hatte ich am 2. April 2012 ein wenig amüsantes und teures Erlebnis. Darüber habe ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland den Botschafter der Republik Slowenien in Berlin in einem Brief informiert. Hier der Brief im Wortlaut:

 

An den Botschafter
der Republik Slowenien
Herrn Mitja Drobni
Hausvogteiplatz 3- 4

D-10117 Berlin 
 

       Bonn, den 11.4.2012
Sehr geehrter Herr Botschafter,
in den vergangenen Tagen hatte ich das Vergnügen, eine Balkanreise zu machen. Dabei habe ich mit meiner Begleiterin mit dem Auto Kroatien und Bosnien/Herzegowina besucht. 

In diesen beiden Ländern wurde ich überall freundlich begrüßt. Egal, ob an der dalmatinischen Küste oder im bosnischen Hinterland, ich war willkommen und fühlte mich als Gast behandelt.

Ganz anders in Ihrem Land! Dort fiel ich unter die Straßenräuber! Nicht irgendwo in einem abgelegenen Tal und auch nicht nachts, sondern am helllichten Tag, mittags, auf der dicht befahrenen Autobahn in der Nähe von Ljubljana. 

Am 2. April reiste ich von Villach kommend in Slowenien ein und verlangte nach dem Grenzübertritt an der Mautstelle eine Vignette für Slowenien. Die mürrische Kassiererin erhielt 6,50 Euro von mir und überreichte mir wortlos die Quittung. 

Eine halbe Stunde später, Ljubljana hatte ich hinter mir gelassen, wurde ich an einer Autobahn-Mautstelle von einer Polizeitruppe auf den Seitenstreifen gewunken und aufgefordert anzuhalten. Die Reaktion meiner Begleiterin: „Was wollen die denn? Wir haben uns an alle Geschwindigkeitsgrenzen gehalten und eine Vignette haben wir auch.“

Der Chef der Truppe, der aufgrund seines Alters seine Ausbildung in Titos Zeiten erhalten haben muss, begrüßte mich mit den Worten: „Verkehrskontrolle. Geben Sie mir bitte Ihre Papiere!“ Die bekam er. Er warf einen kurzen Blick darauf und meinte dann: „Herr Hans, Sie haben keine Vignette, deshalb müssen Sie eine Strafgebühr von 300 Euro bezahlen.“

Mir blieben die Worte weg und meine Begleiterin auf dem Beifahrersitz rief dem Polizisten entgegen, wir hätten doch beim Grenzübergang eine Vignette erworben. Sie kramte die Quittung hervor und machte Anstalten, die Türe zu öffnen, um dem Polizisten die Quittung zu zeigen. Der grauhaarige Beamte brüllte daraufhin durch das geöffnete Fenster: „Bleiben Sie gefälligst sitzen und verlassen Sie nicht das Auto!“ „Ich werde hier wie eine Terroristin behandelt“, meinte  meine Begleiterin und reichte mir die Quittung, um sie dem Polizisten zu zeigen. Der warf einen kurzen Blick darauf und sagte dann: „Das ist keine Vignette, sondern die Maut für den Karawankentunnel.“

Wir waren offensichtlich nicht die einzigen Autofahrer, denen  beim Grenzübertritt nicht gesagt worden war, dass sie keine Vignette erworben hatten, denn die Polizeitruppe winkte im Minutentakt Autos heraus. Vor uns stand ein Wagen mit britischem Kennzeichen, der erst nach dem Bezahlen der Strafgebühr weiterfahren durfte, hinter uns ein Wagen mit italienischem Kennzeichen, dem dasselbe passierte.

Der Polizist war mittlerweile mit meinen Papieren verschwunden. Nun erschien eine Polizistin und reichte uns ein Informationsblatt herein, aus dem wir entnahmen, dass wir „nur“ die Hälfte der Strafgebühren zu berappen brauchen, wenn wir sofort bezahlen – plus 30.- Éuro für die Vignette. Meine Begleiterin durfte nun, zum Bezahlen, das Auto verlassen und unsere knappe Reisekasse war um 180.- Euro geschrumpft. 

Eigentlich hatten wir vor, auf unserer Reise in den Süden in Slowenien irgendwo Rast zu machen und einzukehren. Doch nach dem Erlebnis an der Autobahn wollten wir nur noch möglichst schnell aus Ihrem wenig gastfreundlichen Land herauskommen. 

Auch in Zukunft werde ich um Slowenien, wenn es geht, einen weiten Bogen machen. Anderen Autofahrern möchte ich ein solches Erlebnis ersparen, deshalb erlaube ich mir, den Brief an Sie im Internet zu veröffentlichen. Sie finden ihn unter der Überschrift "Straßenräuber in Slowenien" unter der Adresse http://www.pass-weingartz.de/slowenien.htm 

Hochachtungsvoll 
Hans Weingartz 

 


 
Mit einer Antwort ließ sich die Botschaft Zeit. Am 30. Mai 2012 teilte der Leiter der Konsularabteilung, Matjaz Marko, in einem Brief mit, dass das Schreiben an "die slowenische Autobahngesellschaft (DARS) sowie an die Polizei der Republik Slowenien weitergeleitet" wurde. Bis heute (7.7.2012) hat sich weder die eine noch die andere Seite gemeldet.

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